Book Reviews

“Praying in Public” von Pat Quinn

30. August 2021
Bei Amazon kaufen: Praying in Public: A Guidebook for Prayer in Corporate Worship

In seinem Buch “Praying in Public” untersucht Pat Quinn die Bedeutung von öffentlichem Gebet im Gottesdienst durch bspw. Pastoren, Worship Leader, Prediger oder Moderatoren, erläutert sieben Prinzipien von Gebet vor der Gemeinde und schreibt eine Vielzahl an Beispielgebeten auf. Wenn ich in diesem Review von Gebet spreche, meine ich diese öffentliche Art, bei der Gottesdienstbesucher zuhören.

Zunächst einmal erläutert der Autor, warum Gebet während des Gottesdienstes so bedeutend ist: ein Gottesdienst ohne Gebet von der Bühne ist schlichtweg unvorstellbar und aufgrund der Ehre Gottes nicht wegzudenken, des Weiteren ist es mächtig und weiterhin lehrte Jesus seine Jünger zu beten, indem er selbst vor ihnen betete (siehe bspw. Lukas 11, 1-4).

Anschließend erarbeitet er insgesamt sieben Prinzipien, von denen sich man sich leiten lassen sollte, wenn man die Gemeinde während eines Gottesdienstes zum Gebet anleitet.

  1. Ausrichtung des Gebets auf Anbetung, Sündenbekenntnis und Fürbitte
    Natürlich gibt es auch andere Arten von Gebeten, letztendlich basieren alle aber auf diesen drei Kategorien. Wenn er von Gebeten der Anbetung spricht, argumentiert Pat Quinn, dass sie eine unermesslich wichtige Basis unserer Beziehung zu Gott sind. Adam und Eva müssen vor dem Sündenfall ständig überfließend vor Lob für ihren Schöpfer gewesen sein, wie viel mehr sollten wir als erlöste Sünder unseren Herrn anbeten! Ein weiterer wichtiger Baustein für Gemeindegebet sollte Sündenbekenntnis sein: wir als erlöste Sünder müssen uns immer wieder die Schrecken von Sünden vor Augen führen. Erneut müssen wir großartige Vergebung erhalten und mit der Realität von Sünde, aber insbesondere mit dem Reichtum der Vergebung in Jesus in Berührung kommen. Auch Fürbittengebete sind nicht wegzudenken, da Gott uns als hilfsbedürftige Kinder aktiv dazu einlädt. Jedoch sollte laut Quinn Ausgewogenheit zum einen im Vergleich zu den anderen beiden Typen (nicht nur Fürbitten, sodass Anbetung und Bekenntnis untergehen) und zum Anderen im Hinblick auf Bitten bezüglich Veränderung (Heiligung; der Welt), “nebensächlicher Anliegen” (Krankheiten; persönliche Nöte) sowie des Reiches Gottes herrschen. Als Paradebeispiel für ein Gebet, in dem all dies ausgewogen enthalten ist, nennt er das Vaterunser.
  2. Freies Nutzen von biblischer Sprachen und Bildern
    Als eine Möglichkeit, dies zu erreichen, schlägt der Autor vor, biblische Passagen in Gebete umzuwandeln. Der Grundgedanke ist der: die Bibel ist Gottes offenbarter Wille und wir können sicher sein, dass unser Gebet erhört und unser Herz auf seinen Willen ausgerichtet wird, wenn wir die darin enthalteten Wahrheiten ins Gebet nehmen. Weiter notiert er, dass ein gutes und Bibel-durchdrungenes Gebet biblische Lehre nutzt und Begriffe, Bilder und Analogien aus dem Wort Gottes nutzt.
  3. Anrufen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
    Grundgedanke dabei ist, dass letztendlich alles trinitarisch ist: die Schöpfung und insbesondere das große Erlösungswerk. In unseren Gebeten zeigt sich dies, indem wir zum Vater, durch den Sohn, durch die Kraft des Hl. Geistes beten. (Galater 4, 6). Jesu Verlangen nach dem Vater wird zu meinem Verlangen und im Gebet rufe ich durch den Geist genau das aus. Ein weiterer Grund für Gebet, das Trinität ausspricht, ist, dass alle drei völlig gleich und eins sind. Gebete direkt zum Heiligen Geist sind für Quinn problematisch, da sie keinerlei biblische Grundlage besitzen; Dank für die Arbeit des Heiligen Geistes und die Bitte um weitreichenderes Tun in uns sind jedoch völlig angebracht. Durch solches Gebet erfahren Zuhörer neue Aspekte über die drei Wesensarten Gottes, die eins sind, und werden mit neuer Begeisterung für das Wirken der einzelnen erfüllt.
  4. Aufmerksamkeit und Ehrfurcht
    Der Autor erkennt ein Problem unseres Gebets: häufig ist es nicht aufmerksam, sondern wirkt wiederholend, banal oder ist von Füllwörtern wie “ja”, “so” etc. geprägt. Das sollte nicht so sein! Zum einen warnt Jesus vor vielen Worten im Gebet (Matthäus 6, 7), zum anderen wirkt dies nicht zuträglich für die Aufmerksamkeit des Gottesdienstbesuchers. Häufig entstehen Dysbalancen im Gebet durch das Problem, dass wir ein Ungleichgewicht zwischen der Liebe und der Heiligkeit Gottes haben. Persönliches Hingezogensein eher zur liebevollen Zuneigung Gottes als zu seinem verzehrenden Feuer sorgt dafür, dass wir nur diesen Aspekt betonen und den anderen vernachlässigen. Daher sollte gute Vorbereitung erfolgen und das Gebet ernst und konzentriert sein, damit alle Eigenschaften Gottes balanciert herüberkommen. Liebe und Ehrfurcht, Abhängigkeit und Vertrauen sollten gleichgewichtig Einfluss finden.
  5. Fokus auf das Evangelium
    Laut Pat Quinn sollte im Gebet deutlich werden, dass ohne die rettende Botschaft des Evangeliums kein Zugang zu Gott möglich ist. Dass ohne das Evangelium kein Segen über uns kommen kann, sondern nur Fluch. Und dass das Evangelium zwar viele Segen für uns bereithält, in sich selbst jedoch bereits der größte Segen ist. Es muss unbedingt vermieden werden, dass wir den Segen über den Segnenden stellen.
  6. Starke theologische Grundlage
    Gebet ohne theologische Basis wird oft banal. Im Vergleich zu einem Gebet à la “Gott, du bist gut, danke” sollten wir uns zum Beispiel Psalm 73 vor Augen führen, in dem Asaph auf sehr eindrückliche Art und Weise Gottes Souveränität, Führung, Gnade, Allmacht und Wiederherstellung verwebt. Biblisch fundierte Liturgien bleiben lange erhalten, weil sie ewige Wahrheiten aufgreifen und Gott für konkrete Dinge danken: Adoption, Rechtfertigung, Heiligung etc. Durch feste theologische Grundlagen können wir christlichen Slang und gruppenspezifische „Stammes-Gebete“ vermeiden.
  7. Gut vorbereitet sein
    Egal ob auswendig gelernt oder geschrieben: der große Vorteil von Gebeten, die wir bereits vor dem Gottesdienst formulieren, liegt darin, dass Wiederholungen vermieden und dass alle vorherigen Punkte vor dem Gebet fein und überlegt ausgearbeitet werden können. Des Weiteren kann ein natürlicher Ton und eine angenehme, dem Thema angepasste Geschwindigkeit (nicht zu überhastet; nicht zu langsam) geschaffen werden. Weiter können eine der Schönheit des Evangeliums angepasste Sprache herausgearbeitet und die Länge relativ genau geplant werden.

Im zweiten Teil hat Pat Quinn eine großartige Bibliothek an Gebeten aufgeschrieben, in denen sich die behandelten Prinzipien widerspiegeln und die den drei Kategorien Anbetung, Bekenntnis und Fürbitte zugeordnet sind. Ich war überaus begeistert von den abwechslungsreichen Möglichkeiten und habe erneut die Schönheit von Gott und dem Evangelium bestaunen dürfen. Das Buch hat meine Augen dafür geöffnet, Gebete im Gottesdienst viel besser vorzubereiten und so durch biblisch fundiertes, tiefes, konzentriertes und ausgewogenes Gebet Kolosser 3, 16-17 gemäß Gott groß zu machen und die Gemeinde zu bestärken . Ganz sicher werde ich mich davon auch von der wertvollen Gebete-Sammlung inspirieren lassen.

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply

Send this to a friend