Ich glaube, dass die Himmelfahrt häufig unterschätzt wird. Sie fällt meist hinter Karfreitag und Ostern hinunter. Dabei hat sie eine großartige Bedeutung. Ich möchte das an den drei Rollen Prophet, Priester und König (das wird noch Gegenstand eines anderen Beitrags) festmachen und aufzeigen, welche Auswirkungen die Himmelfahrt von Jesus jeweils darauf hat und wie wir als Gemeinde unendlich davon profitieren.
Jesus – immer noch Prophet?
Während das alte Testament sich auf den kommenden Propheten freut, erfüllt Jesus diese Rolle während seiner Zeit auf der Erde. Nach der Himmelfahrt ist er nicht mehr geisterfüllt in der menschlichen Form hier, er tut nicht mehr Wunder in der Form, wie er es auf der Erde getan hat und er verkündet das Wort auch nicht mehr mit dem Mund. Aber das heißt nicht, dass sein prophetischer Dienst mit der Himmelfahrt aufgehört hat, ganz und gar nicht! Nein, die Himmelfahrt bekräftigt seinen Prophetendienst. Er baut dadurch heute seine Gemeinde! Das wird in drei Punkten ganz besonders deutlich:
- Die Sendung des Heiligen Geistes
Joh. 16, 7 sagt uns: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn, wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. Er betont: es ist notwendig, dass die Himmelfahrt geschieht, denn nur dann kommt der Hl. Geist! Vielleicht stellt sich die Frage, warum das besser ist als die irdische Präsenz Jesu auf der Erde. Hierfür gibt es zwei Gründe. Zum einen war der menschgewordene Jesus in seiner Rolle als Prophet war limitiert durch Raum und Zeit. Durch die Himmelfahrt ist er – ohne seine menschliche Gestalt zu verlieren – nicht mehr begrenzt, da der Himmel außerhalb von Raum und Zeit funktioniert. Von dort sendet er seinen Geist, um immer und überall mit jedem Nachfolger zu sein. Und durch den Geist redet er weiterhin – auf der ganzen Welt ohne jegliche zeitliche und räumliche Begrenzungen. Zum anderen: Der Himmel und die Himmelfahrt bedeuten natürlich einerseits, dass Jesus die Erde verlassen hat. Aber andererseits ist der Himmel auch ein Symbol für Gottes Allgegenwärtigkeit. Und das bedeutet, einfach formuliert: die Himmelfahrt symbolisiert, dass Jesus nicht mehr auf der Erde wohnt, in der Art und Weise, wie er hier war, in nicht verherrlichter Menschengestalt, aber dass er in viel perfekterer, unbegrenzter Art und Weise hier ist – unsichtbar, durch den Geist. Die Präsenz des Geistes bedeutet die Präsenz von Jesus. In Joh. 14, 28 formuliert es Jesus so: Ich gehe hin, und ich komme zu euch!
Also kurzgefasst: im Heiligen Geist führt Jesus in denen, die ihn haben, sein prophetisches Werk weiter. In perfekter Art und Weise. Chrysostomos hat es mal so ausgedrückt: „Der Himmel hat den heiligen Leib und die Erde den Heiligen Geist.“ - Die Bevollmächtigung seines Wortes
In seiner Rolle als Prophet hat Jesus das Wort hörbar mit seinem Mund gesprochen und ausgelegt. Dieses Wirken hat mit der Himmelfahrt keineswegs aufgehört, sondern wurde in seinem Wesen verändert. Hebr. 1,1-2 sagt uns: Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Jesus redet zwar nicht mehr hörbar (und Joh. 16,7 betont auch, dass eine solche Erwartung nicht richtig ist), er redet aber klar im Evangelium. Während es bis zur Himmelfahrt Gottes hörbares Wort brauchte (im AT bis Mose durch eigenes Reden zu Menschen, ab Mose durch Propheten, bis zur Himmelfahrt im NT durch Jesus), ist das Wort durch die Himmelfahrt vollständig bekräftigt. Jesus selbst ist das Wort (Joh. 1,1) und durch seine vollmächtige Präsenz im Geist ist das Wort, dass durch uns verkündet wird, in viel kräftigerer und unbegrenzter Weise überall verfügbar. - Ausstattung und Erfüllung des Leibes
In der Himmelfahrt wird Jesus zum Vater erhoben und damit der Kopf der Gemeinde. Durch den Heiligen Geist wird die Gemeinde – der Leib – befähigt, die Hände und Füße von Jesus zu werden. Das wird in Joh. 14, 12 deutlich: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zu meinem Vater gehe. Auch das ist schon im alten Testament verbunden mit der notwendigen Himmelfahrt: Paulus zitiert Ps. 68, 19: Er ist emporgestiegen zur Höhe, hat Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben gegeben (Eph. 4, 8)
Also: Die Himmelfahrt von Jesus ist eine gute Nachricht! Wäre sie nicht geschehen, wäre Jesus nicht in der Art und Weise im Heiligen Geist zu jeder Zeit mit jedem von uns und das Wort könnte nicht so verkündet werden wie es jetzt verkündet wird. Halleluja!
Jesus – immer noch Priester?
Wir beginnen mit Hebr. 5, 1: Denn jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen eingesetzt in dem, was Gott betrifft, um sowohl Gaben darzubringen als auch Opfer für die Sünden. Hierin findet sich in drei Punkten die Beschreibung eines Hohepriesters wieder:
- er ist ein Mensch,
- für Menschen eingesetzt,
- um Gaben und Opfer für die Sünden der Menschen darzubrinen
Wir haben gehört, wie Jesus in seinem Dienst auf der Erde und am Kreuz der perfekte Hohepriester war. Aber ist er es immer noch? Oder ist sein Priesterdienst mit der Himmelfahrt zu Ende? Die Antwort von Hebr. 4, 14 ist klar: Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis! Wie hat sich der Priesterdienst von Jesus also verändert? Die Antwort soll wiederum in drei Punkten erfolgen:
- Er dient in seiner Person als besserer Priester
Priester mussten Menschen sein, wie wir gerade gesehen haben (Hebr. 5,1). Ist Jesus immer noch Mensch geblieben, als er in den Himmel aufgefahren ist? Ein klares JA! Die Menschwerdung von Jesus findet in der Himmelfahrt kein Ende, sie wird nicht rückgängig gemacht. Jesus ist immer noch Mensch geblieben – nicht in der Form wie er es war, sichtbar, anfassbar, wie wir es uns vorstellen können, sondern in seinem verherrlichten Leib, vollkommen heilig, unschuldig und unbefleckt, von Sündern abgesondert und höher als die Himmel (Hebr. 7, 26). Das ist ganz wichtig! Und nur so kann er den Priesterdienst weiter ausführen. Und das tut er. Nicht wie die Priester auf der Erde, die in eigenen Schwachheit und nur gelegentlich für ihr Volk vor Gott eingetreten sind. Er dient ohne Unterbrechung in der Macht seiner Auferstehung. - Er dient an einem besseren Ort, dem himmlischen Tempel
Die Himmelfahrt ist nicht nur das Weggehen von Jesus von einem Ort (der Welt), sondern insbesondere hin zu einem anderen Ort, nämlich in den Himmel – der tatsächlich ein Ort ist, der aber weit über das hinausgeht, worüber wir mit unseren Begriffen sprechen können. Die Bibel stellt uns den Tempel so vor: das Allerheiligstes beschreibt die höchsten Himmel, den Wohnort Gottes. Das Heiligste symbolisiert die Himmel, der Tempelvorhof das gelobtes Land Israel. Alles außerhalb steht für den Rest der Welt. Mit der Himmelfahrt dient Jesus jetzt nicht mehr im Vorhof (Israel), sondern direkt beim Vater im Allerheiligsten (in „der wahrhaftigen Stiftshütte“, Hebr. 8, 2). Priester dienten im symbolischen Allerheiligsten, Jesus dient jetzt im wahren Allerheiligsten. Karl Barth hat es einmal so ausgedrückt: „Der Himmel ist absolut anders als die Erde und steht also im Gegensatz dazu.“ Sein Dienst ist nicht mehr auf Israel begrenzt, sondern allgemein und für alle Menschen aller Zeiten gültig! - Seine priesterlichen Handlungen (Präsentation des Opfers, Fürbitte und Segnung) werden weitergeführt und bestätigt
- Himmlische Präsentation
Jesu Werk der Sühnung am Kreuz ist vollständig ausreichend und einmalig. Er bringt das Opfer im Himmel nicht noch einmal dar. Aber so wie der Hohepriester das Blut des Opfertieres an seinem ganzen Körper hatte, als er in das Allerheiligste trat, um es Gott zu zeigen, ihm zu präsentieren, zu seinem Wohlgeruch, macht es Jesus im echten Allerheiligsten. So wie der Hohepriester auf seiner Brustplatte die zwölf Steine als Symbole für die Stämme trug, trägt Jesus unsere Namen vor dem Vater und zeigt ohne Pause, zur Freude seines Vaters, was er für uns getan hat. - Himmlische Fürbitte
Die Fürbitte von Jesus für uns hört nicht auf. Sie ändert sich nur. Mit der Himmelfahrt beginnt nicht ein Urlaub, in dem er sich ausruht, nein, Jesus sitzt zur Rechten Gottes und hört dabei nicht auf, für uns einzutreten. Hebr. 8:1, 2 in der Luther-Übersetzung macht klar: Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und am wahrhaftigen Zelt, das der Herr aufgerichtet hat und nicht ein Mensch. Die Berufung von Jesus ist nicht beendet, aber sie basiert jetzt auf einem abgeschlossenen Opfer. Röm. 8, 34 sagt: Wer will verurteilen? Christus [ist es doch], der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt! Hebr. 2 sagt uns, dass Jesus sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen, er erzählt Gott voller Freude von uns, die er errettet hat. Ohne Unterlass tritt er für uns beim Vater ein. - Himmlischer Segen
Die Priester brachten Segen aus dem Allerheiligsten mit (Aaronitischer Segen). Jesus macht das jetzt genauso. Ständig. Während im Aaronitischen Segen nur Frieden von Gott versprochen werden kann, gibt Jesus ihn selbst – und zwar in seinem Segen, den er aus dem Allerheiligsten für uns sendet – im Heiligen Geist, der Frieden schafft. Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. (Joh. 14, 27), direkt verbunden mit dem Heiligen Geist. Auf der Erde hat er den Frieden in seinen Worten und Taten gegeben – jetzt gibt er den Heiligen Geist, der Zugang zu Gott, zu Frieden gibt und Zuversicht, vor Gott treten zu können. Er spricht den Segen nicht nur aus, sondern wird selbst der Segen, so hat es Kelly Kapic formuliert. Und auch hier wieder: die Himmelfahrt ist notwendig für die Aussendung des Hl. Geistes.
- Himmlische Präsentation
Und so wie Jesus Hohepriester ist, sind auch wir berufen, ein Volk von Priestern zu sein, indem wir uns selbst hingeben und opfern, füreinander und für Ungläubige beten und Menschen den Weg zu Gott zu weisen – priesterliche Aufgaben.
Jesus – immer noch König?
Das ist womöglich die ungewöhnlichste Frage – wir alle nennen Jesus immer wieder König. Er wird im alten Testament als solcher angekündigt – alle Könige, die regierten, selbst David oder Salomo, versagten in vielen Punkten, die Gott für die Rolle des Königs angedacht hatte. Und deshalb ist das Verlangen nach einem perfekten König schon im alten Testament unüberhörbar – und in Jesus kommt dieser König endlich.
Aber wie sieht es nach der Himmelfahrt aus?
- Jesus wird als König über das ganze Universum gekrönt
Bereits auf der Erde hat Jesus Macht über Sünde und Krankheiten. Er besiegt sie. Sein Tod und seine Auferstehung sind Teil seiner Krönung. Er handelt bereits als dieser perfekte König. Aber ohne die Himmelfahrt ist das Königtum von Jesus nur zur Hälfte abgeschlossen. In seiner Himmelfahrt wird er als König über das gesamte Universum eingesetzt und verkündet, sodass ihn jeder zur Rechten Gottes sitzen sehen kann. Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. (Matth. 28, 18) - Er triumphiert über alle Feinde
Die Feinde Gottes wollten schon immer den Thron besteigen, die Herrschaft über das Universum haben. Das beginnt schon mit dem Turmbau zu Babel oder mit Satan, der größer sein wollte als Gott. Jesus hat Sünde, Tod und Teufel besiegt. Aber auch hier dürfen wir nicht aufhören! In der Himmelfahrt nimmt Jesus den Platz ein, den diese Mächte haben wollten. In der Himmelfahrt passiert der letztendliche Triumph über alles, was gegen Gott rebelliert. Und es ist Zeit für alle, Jesus dort zur Rechten Gottes zu sehen und sich zu ihm zu bekehren. Und irgendwann werden alle ihr Knie vor dem Herrscher beugen. - Er regiert über die Welt und die Gemeinde
Mit der Krönung endet ein Königtum, sondern es beginnt. Jesus hatte bereits Autorität auf der Erde. Aber nach der Auferstehung und in der Himmelfahrt werden ihm Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen, sodass alle Völker ihm dienen (Daniel 7, 14). Und jetzt regiert er in Gerechtigkeit über die ganze Welt. In seinem Dienst auf der Erde hat er die Grundsteine für die Gemeinde legt. Eph. 1 erzählt uns, dass Jesus bei der Himmelfahrt zum Haupt der Gemeinde wurde. Er regiert sie in Sanftmut und er schenkt Diener, die die Gemeinde anführen nach seinem Vorbild.
Die Himmelfahrt von Jesus setzt keiner seiner Aufgaben als König, Priester und Prophet eine Rolle, sondern perfektioniert sie. Wir als Gemeinde profitieren und großartiger Weise davon. Bald werden wir im Himmel vor seinem Thron stehen und ihn in Ewigkeit anbeten. Halleluja!
No Comments